Kreuzwegmeditation

Herr Jesus Christus, wir sind gekommen,
um betend deinen Kreuzweg nachzugehen,
den du vom Haus des Pilatus bis hinauf
nach Golgota gegangen bist.
Dankbar betrachten wir das große Erbarmen,
mit dem du unser Leben mit all seinen Schwächen,
Nöten, Ängsten und mit all seiner Schuld auf dich genommen hast.
Durch deine Liebe bis zum Tod am Kreuz hast du unsere Sünden getilgt.
Beim Beten dieses Kreuzweges bringen wir unsere Nöte und Anliegen,
die Sorgen und Ängste unserer Mitmenschen, die Not und das Leid,
das die Corona-Pandemie mit sich bringt, und auch das Schreien deiner Schöpfung,
die unter dem Klimawandel leidet mit und bitten dich um dein Erbarmen:

Herr Jesus Christus, erbarme dich über uns und über die ganze Welt. Amen.

 

 

I. Station:

Jesus wird zum Tod verurteilt

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

 

Jesus – hier in der Mitte – steht vor dem Statthalter Pilatus.
Hinter Jesus die Verantwortlichen des Hohen Rates und eine aufgebrachte Volksmenge, die seinen Tod fordern. Vor Jesussitzt Pontius Pilatus auf seinem Thron.
Auf seine Frau hört er nicht, die ihn vor einem Fehlurteil warnt.
Pilatus verurteilt Jesus zum Tod am Kreuz.
Dann wäscht er seine Hände und sagt:
„Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen.“ (Mt. 27,24)

Seine Hände waschen – das ist in diesen Corona-Zeiten eine wichtige Maßnahme, um sich und andere vor Ansteckung mit dem Corona-Virus zu schützen.
Seine „Hände in Unschuld waschen“ – bedeutet jedoch,
keine eigene Verantwortung für sein Tun oder Unterlassen übernehmen zu wollen.

Beten wir für alle Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft,
die in dieser Krisenzeit wichtige Entscheidungen zu fällen haben,

die gravierende Auswirkungen auf jeden einzelnen haben:
Dass sie sich gut beraten lassen

und dann richtig urteilen und handeln können.

Herr, erbarme dich!
Christus, erbarme dich!
Herr, erbarme dich!

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II. Station:

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schulter

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Nachdem die römischen Soldaten Jesus grausam gegeißelt,
mit Dornen gekrönt und verspottet hatten, laden sie ihm das Kreuz auf seine Schultern,
damit er es bis zur Hinrichtungsstätte trage.

 

Jesus, im Gebet mit Gott verbunden, nimmst du das schwere Kreuz an:

Wir bitten dich:
Sei bei allen, die heute ein schweres Kreuz tragen müssen:
- eine unheilbare Krankheit,
- den Verlust des Arbeitsplatzes,
- die Nachricht vom Tod eines lieben Menschen.

Gib allen Menschen Kraft, ihr Kreuz,
- ihr behindert sein, aufgrund ihrer Andersartigkeit...
- die Zurückweisung ihrer Versöhnungsbereitschaft...
- ihre Beeinträchtigungen aufgrund von Krankheit, Alter oder Not in Verbundenheit mit dir zu tragen

Herr, erbarme dich!
Christus, erbarme dich!
Herr, erbarme dich!

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III. Station:

Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Jesus wir bitten für alle,
- die selbst gefühllos, gehässig oder zynisch geworden sind, angesichts der Schwäche und dem Leid anderer Menschen.
Jesus, du bist vom ersten Fall,
- dem Fall der Schwäche wieder aufgestanden, um deinen Weg bis zum Ziel zu gehen.
Wir bitten dich, für alle,
- die schwach werden und zu Fall kommen,
dass auch sie die Kraft bekommen, wieder aufzustehen und weiter zu gehen!

Herr, erbarme dich!
Christus, erbarme dich!
Herr, erbarme dich!

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IV. Station:

Jesus begegnet seiner Mutter Maria

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Jesus du begegnest auf deinem Weg auch deiner Mutter Maria. Du leidest, weil du ihr diesen schmerzvollen Anblick nicht ersparen kannst. Und deine Mutter leidet, wie viele Mütter leiden, wenn sie sehen, dass ihre Kinder Leid tragen müssen und sie selbst nichts daran ändern können.
Auf unserem Bild wird Maria, die auf ihre Knie gesunken ist, durch einen Jünger der Rücken gestärkt.

 

Jesus, wir bitten dich für alle, die – auch angesichts der Corona-Pandemie – hilflos mit ansehen müssen, wie andere Menschen schwer zu leiden haben, weil sie schwer erkrankt sind und (noch) keine Heilmittel vorhanden sind.

Maria, wir rufen dich um deine Fürsprache an und beten:

Gegrüßet seist du, Maria,
voll der Gnade,
der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes – Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes,
bitte für uns Sünder
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

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V. Station:

Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

 

Simon von Zyrene – einen Mann, der gerade von seiner Arbeit auf dem Weg nach Hause ist, zwingen die Soldaten,
dem völlig geschwächten Jesus das Kreuz zu tragen.
Auch wir können – unfreiwillig – in die Situation eines Simon von Zyrene geraten, wenn unsere Pläne aufgrund von Erkrankung eines Familienmitgliedes durchkreuzt werden.

 

Wir beten für alle,
- die in diesen Tagen gezwungen sind, zuhause zu bleiben, um für andere da zu sein
- für alle, die gezwungenermaßen bis zur Erschöpfung arbeiten müssen im Dienst für andere Menschen

Herr, erbarme dich!
Christus, erbarme dich!
Herr, erbarme dich!

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VI. Station:

Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Die kirchliche Tradition erzählt von einer besonderen Begegnung der Liebe auf dem Kreuzweg,
die auf dieser Station zu sehen ist: Veronika fällt vor Jesus auf die Knie und reicht ihm als Zeichen ihres Mitfühlens und Mitleidens ein Tuch,
damit er sich das Blut und den Schweiß abwischen kann.
Und Jesus gibt ihr das Tuch zurück, in das sich das Bild seines Angesichts eingeprägt hat.
Veronika steht für all jene Menschen, die der Eingebung ihres Herzens folgen und spontan helfen, auch wenn die Situation aussichtslos wirkt.

Wir beten für alle,
- die auch in diesen Corona-Zeiten anderen ein Zeichen der Verbundenheit schenken.
Einen lieben Anruf bei einem einsam gewordenen Menschen kann wunderbar sein. In diesen Gesten der Liebe schaut uns Christus an.

Herr, erbarme dich!
Christus, erbarme dich!
Herr, erbarme dich!

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VII. Station:

Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Wir sind an der Lambertikirche in Unterstromberg angekommen. Jesus fällt ein zweites Mal unter dem schweren Kreuz.
Die Last ist zu schwer – die körperlichen Qualen sind zu groß,
aber auch die seelischen Qualen im Blick auf Menschen, die teilnahmslos zusehen, wenn andere zu Fall kommen.

Jesus, wir denken
- an alle, die ein zweites Mal zu Fall gekommen sind, die rück-fällig geworden sind:
        - an alle, die sich etwas vorgenommen hatten und es nicht haben halten können ...
        - an alle, die wieder zur Flasche gegriffen haben ...
        - an rückfällig gewordene Straftäter ...

Herr, wenn wir erbarmungslos geworden sind an ihnen, schenke du Erbarmen:

Herr, erbarme dich!
Christus, erbarme dich!
Herr, erbarme dich!

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VIII. Station:

Jesus begegnet den weinenden Frauen

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Von der Lambertikirche bis zu dieser Station führt der Kreuzweg auch am Stromberger Friedhof vorbei.
Wie viele haben auf diesem beim Begräbnis lieber Menschen geweint. Auf seinem Kreuzweg – am Rande der Stadt Jerusalem – begegnet Jesus Frauen,
die den Klagegesang anstimmen, als sie ihn auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte sein Kreuz tragen sehen.

Jesus, du wendest dich ihnen zu und sagts: „Töchter Jerusalem, weint nicht über mich, weint vielmehr über euch und eure Kinder.“ Jesus, du hast in deinem eigenen Leid noch ein Blick für das Leid, das anderen bevorstehen wird: Du selbst hast über die Stadt Jerusalem und all ihre Bewohner geweint, weil du schon ihre Zerstörung und das große Leid deines Volkes im Blick hattest. Heute siehst du auf uns und die Not, die uns und der Schöpfung bevorsteht:
- du hast die Nöte im Blick, die den Menschen und der ganzen Schöpfung durch den Klimawandel bevorstehen,
- du hast das Leid im Blick, das die Corona-Krise bringen wird ...
- du hast all das Leid im Blick, was die Zukunft mit sich bringen wird ...

Herr, erbarme dich!
Christus, erbarme dich!
Herr, erbarme dich!

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IX. Station:

Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Schon ist das Ziel dieses Großen Kreuzweges – die Heilig-Kreuz-Kirche auf dem Berg im Blick,
da schauen wir in der 9. Station, wie Jesus ein drittes Mal zu Boden fällt.
Er ist „am Boden zerstört“. All seine körperlichen, seelischen und geistigen Kräfte sind am Ende. Was gibt ihm Kraft noch einmal aufzustehen?

Jesus, wir denken auch an Menschen in unserer Umgebung,
- die total am Boden zerstört sind,
- die an Depressionen leiden,
- die immer wieder Schicksalsschläge den Boden unter den Füßen wegziehen.
Jesus, stärke sie mit der „Trotzkraft des Geistes“,
mit der Kraft, die hilft, trotz aller Niederschläge noch einmal aufzustehen.

Herr, erbarme dich!
Christus, erbarme dich!
Herr, erbarme dich!

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X. Station:

Jesus wird seiner Kleider beraubt

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Hier, ganz im Süden des Großen Kreuzweges, mitten in der „Stromberger - Schweiz“ sehen wir,
wie Jesus seiner Kleider beraubt wird – ein willkommener Zusatzlohn für die diensthabenden Soldaten.
Zugleich aber auch eine große Schmach, so bloßgestellt zu werden. Nackt den Blicken der Gaffer ausgesetzt. Schamlos.

Jesus, wir beten für alle, die heute bloßgestellt werden, buchstäblich oder im übertragenen Sinne „nackt dastehen“. Wir beten auch für alle Gaffer, die sich am Elend anderer ergötzen – ja bei Unfällen oder Katastrophen sogar Rettungskräfte behindern, nur um einen guten Schnappschuss machen zu können und als Sensation in den sozialen Medien zu verbreiten. – Gib ihnen Einsicht, dass sie die Respektlosigkeit ihres Tuns erkennen und die Würde jedes Menschen achten.

Herr, erbarme dich!
Christus, erbarme dich!
Herr, erbarme dich!

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XI. Station:

Jesus wird ans Kreuz genagelt

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Jesus liegt auf dem Kreuz und wird brutal ans Kreuz fixiert – festgenagelt. Für die Soldaten zur Zeit Jesu schon zur Routine geworden. – Zur Zeit des Pontius Pilatus wurden jährlich an die 700 Kreuzigungen vollstreckt – im Durchschnitt jeden Tag 2 Kreuzigungen – an diesem Rüsttag vor dem Paschafest sind es drei.

Jesus, wir beten für alle, die gezwungen werden, grausam mit anderen Menschen zu sein: -die vielen Kindersoldaten in der Welt...Und für alle, die grausam mit anderen umgehen …

Öffne Wege, die aus solch grausamem Tun herausführen!

Herr, erbarme dich!
Christus, erbarme dich!
Herr, erbarme dich!

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XII. Station:

Jesus stirbt am Kreuz

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Am tiefsten Punkt des Großen Kreuzweges – am Ausgang des Gaßbachtals – ist die 12. Station: der „Höhepunkt“ –der Tod Jesu am Kreuz. Jesus Christus, der Gott gleich war ... erniedrigte sich bis zum Tod am Kreuz. Dieser Ort – das Kreuz Christi – wurde zum Wendepunkt: Jesus, die sieben Kreuzesworte, die in den vier Evangelien überliefert sind, zeigen, aus welchem Geist du gelebt hast und in welchem Geist der Liebe du für uns gestorben bist:

1. Du hast die Menge im Blick – auch die, die dich verhöhnen und verspotten und sprichst: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,34)
2. Du hörst auf den reuigen Schächer, der neben dir am Kreuz hängt und versprichst ihm: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lk 23,43)
3. Du willst, dass deine Nächsten gut versorgt sind und sagst zu deiner Mutter: „Frau, siehe dein Sohn!“ und zum Jünger, den du liebst: „Siehe, deine Mutter!“ (Joh 19,24)
4. Du blickst in den Himmel, der sich mitten am Tag verfinstert hat und schreist: „Mein Gott, mein Gott, wozu hast du mich verlassen?“ (Mt 27,46; Mk 15,34)
5. Du nimmst dein Elend und den Durst auch nach Liebe wahr und bittest: „Mich dürstet!“ (Joh 19,28)
6. Du schaust auf dein Lebenswerk und kannst dankbar sagen: „Es ist vollbracht!“ (Joh 19,30) Zuletzt legst du dein Leben und Sterben im Vertrauen auf Gottes Güte in seine Hände zurück:„Vater, in deine Hände lege ich voll Vertrauen meinen Geist.“(Lk 23,46a) Dann hauchst du deinen Geist aus – und stirbst. Halten wir einen Augenblick der Stille – Beten wir nun ein
Vater unser …

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 XIII. Station:

Jesus wird vom Kreuz abgenommen

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Von der 12. Station geht der Kreuzweg durch das dunkle Gaßbachtal über eine Brücke zur 13. Station. Noch einmal liegt der Leichnam Jesu im Schoß seiner Mutter, aus dem er ins Licht dieser Welt geboren wurde. Diese Darstellung Mariens – mit ihrem toten Sohn Sohn auf ihrem Schoß –die „Pieta“ ist zu einem beliebten Marienbild geworden, das vor allem von Menschen in Sorgen, Not und Trauer aufgesucht wird.

Maria, du weißt um die Not und Trauer der Menschen, du selbst hast diese Nöte und Trauer durchlitten. Wir bitten dich um deine Fürsprache für alle Menschen, die in Not und Trauer sind.

Gegrüßet seist du, Maria,
voll der Gnade,
der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes – Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes,
bitte für uns Sünder
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

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XIV. Station:

Jesus wird in das Grab gelegt

Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,
denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

Oben – am Anfang des Gaßbachtals erreicht der Große Kreuzweg die 14. Station: Jesu Leichnam wird in Tücher gewickelt und ins Grab gelegt.
Jesus, du hast es deinen Jüngern gesagt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.

Wir denken an die vielen Menschen, die auch in unseren Tagen einen lieben Angehörigen zu Grabe tragen. Oft ist ihre Trauer groß. Herr Jesus Christus, wir bitten dich für all unsere Verstorbenen: Herr, gib ihnen allen die ewige Ruhe. Und das ewige Licht leuchte ihnen. Herr, lass sie leben in deinem ewigen Frieden. Amen.

 

(Text von Präses G.M.Ehlert